Toskana & Umbrien
WEITER GEHTS…..quer durch die Toskana und Umbrien!
Nach der ersten, super ruhigen und entspannten Nacht im Weingut Buondonno bei Gabriele, konnte man super ausgeruht und ausgeschlafen den Tag beginnen. Bolgheri war gestern, jetzt kommt das Chianti Classico Gebiet an die Reihe.
Übrigens sind die Zimmer wie in einem alten, typischen Landgut toskanisch eingerichtet, mit viel Platz und einer kompletten Küche für die eigene Verpflegung.
Castellina in Chianti
Dann ging nach Castellina in Chianti, 10 Min vom Weingut weg, Richtung Siena, um dort im alten Ortskern eine gute Frühstückslocation zu suchen. Das ist in Italien sehr einfach, da in jedem Ort mindestens 5 super tolle Bars sind.
Direkt unterhalb des Ortskerns geparkt, ging es in 2 Minuten zu Fuß in den Ortskern und die dortige, sehr große Bar.
Die Theke zieht beim Hineingehen sofort die Aufmerksamkeit auf sich, denn dort sah man sofort, was Italien zu bieten hat.
Von gefüllten und ungefüllten Cornetti, Kekse gefüllt mit Pistaziencreme oder Aprikosenmarmelade bis zum deftigen Panino oder Foccaccia gefüllt mit toskanischem Pecorinokäse, Salami und Schinkenspezialitäten.
Espresso & Cappuccino
Dazu Espresso, Cappuccino oder auch einen Latte Macchiato. Genauso machten wir es, einmal quer durch die Theke, und viel Koffein war der Start für einen guten Tag.
In der Bar konnten wir schon am frühen Morgen einen Treffpunkt sehen, vielleicht der Treffpunkt in Castellina. Es waren auch einige Rennradfahrer dort eingekehrt, sich für die weiteren Kurven des Chianti Classico Gebiets zu stärken.
Das Angebot und der im hinteren Bereich stehende große Billardtisch sind ein Indiz, dass abends und am Wochenende sicher viele Leute hier ihre Freizeit verbringen, aus dem riesigen Weinangebot und je nach Gusto auszuwählen.
Weinauswahl alla Grande
Also wirklich, Chapeau für diese Weinauswahl, da muss man sehr lange bei uns in Deutschland oder auch Sizilien suchen, um so ein breites Angebot zu finden.
Schwerpunkt war natürlich das umfangreiche Chianti Classico Gebiet, aber hier waren auch Weine von Südtirol bis Sizilien und Schaumweine allererster Güte präsent. Weinkühlschränke waren knallvoll, bis an den Rand für den besonderen, individuellen Genuss gefüllt.
Nach der Colazione ging es hoch in den Ortskern, an der Kirche vorbei durch die Fußgängerzone bis zu dessen Ende am Ortsausgang auf der anderen Seite.
Castellina ist eine kleine Oase und man hat eine sehr gute Auswahl an typischen, kleinen Geschäften, oft kleinste Handwerker, die dort ihre toskanischen Produkte, Feinkost und Weine anbieten. Oft auch Kleidung, Chianti Classico Gadgets, Parfüm und vieles anderes aus der Toskana.
Toskana von seiner schönsten Seite
Es geht sehr ruhig und beschaulich in Castellina del Chianti zu. Besucher und Touristen können hier eine authentische Toskana entdecken und kulinarisch wirklich aus dem Vollen schöpfen.
Geht man dann zurück und biegt leicht rechts ab, kommt man durch eine Art Festungsweg. Dieser ist fast komplett überbaut und geht an der alten Stadtmauer entlang.
Dort ist ein authentisches Restaurant an der Ecke, mit bunten Holzstühlen vor der Tür. Doch mein Blick fiel direkt auf einen Handwerksbetrieb und blieb dort haften.
Kunsthandwerk
La Tessitura di Tregole, hier wird feinste Wolle und Seide auf alten Webstühlen in einem kleinen Gewölbekeller zu hochwertigen Stoffartikeln produziert.
Mit Rossella, der Inhaberin, die gerade an einem Webstuhl arbeitete, konnten wir einige Zeit plaudern und live sehen, was und wie dort produziert wird.
Immens, was es für eine lange Zeit benötigt, solche Gewänder zu weben. Günther war sichtlich begeistert und wird sich dort wohl einen individuellen Langarmmantel produzieren lassen.
Natürlich machten wir unsere ersten Einkäufe und danach ging es entspannt bei leider starker Bewölkung und leichtem Regen in Richtung Monteriggioni.
Monteriggioni kleine Festung
Es ist ein kleines Borgo, eingefasst in die alte Festungsanlage, klein und mit vielleicht 50 Bewohnern.
Die Piazza ist Dreh- und Angelpunkt in Monteriggioni. Hier wird getrunken, gegessen, geredet, sich getroffen und natürlich eingekauft. Es gibt eine Vielzahl an Restaurants und toskanischer Kulinarik, Bars und Aperitifplätze.
Monteriggioni ist perfekt für einen schnellen Zwischenstopp, damit man in der alten Festungsanlage den Hauch der mediavalen Vergangenheit spüren und inhalieren kann. Viele kleine Geschäfte mit Handwerkskunst runden das Angebot ab.
Gaiole in Chianti – Radda in Chianti
Da das Wetter sich dort sehr verschlechterte, brachen wir ab und auf zu einer Entdeckungsfahrt in die Dörfer Radda in Chianti, Gaiole in Chianti. Hier haben wir uns dann gemütlich in die Fußgängerzone gesetzt, die Bar auf dem Corso, wo gefühlt alle Einheimischen waren.
Mittags Panino und das obligatorische Glas Chianti Wein in aller Ruhe dem beschaulichen Treiben der dortigen Bewohner und Besucher zuzuschauen.
Noch ein Glas Wein
Man kann eins sehr bewusst erkennen, die alten kleinen Bars in jeder Ortschaft sind Treffpunkt bereits mittags zum Panino mit toskanischen Spezialitäten und die Menschen genießen in ihrer Pause fast alle das Glas Wein dazu.
Undenkbar, in unserer gestressten und mental am Limit laufenden Industriegesellschaft in Deutschland und anderswo. Italienische Lebenskunst, so sehe ich immer wieder, kann man nicht lernen, das lebt man, jeden Tag auch im Kleinen ohne viel BrimBamBorium.
Große Weingüter Castello di Ama – Isola e Olena
Nach dem Pranzo ging es dann zu Fattoria San Giusto a Rentennano , Castello di Ama und Isola e Olena, drei Weingüter der oberen Produzentenliga im Chianti Classico Gebiet.
Viele sind noch in den ersten Vorbereitungen nach der Winterpause, viele wirkten verschlafen und teilweise auch lustlos, leider.
Interesse wurde bei allen drei nicht gezeigt, niemand fragte, ob wir was verkosten, probieren wollen. In einem der Weingüter ist der Verkostungsraum in der Renovierungsschlange, und mir wurde gesagt, ob wir Ende Juni nochmals vorbeikommen könnten.
Punkte, Sterne und Parker grüßt
Na ja, wie das halt immer so ist, wenn es Winzer geschafft haben, Parker, Suckling, Punkten und drei Gläser Gambero Rosso sei Dank.
Da fahre ich lieber wieder zu Gabriele und mache mit weiteren 4 Personen eine individuelle Verkostung mit bester toskanischer Wurst und Schinken, begleitet von diversen Ziegen-Käsevariationen, die von der Tochter ganz in der Nähe vom Weingut produziert werden.
Ziegenkäse alla Buondonno
Die Ziegen wurden extra selektiert und gekauft, und vom Weichkäse bis zum gereiften Ziegenkäse waren alle eine absolute Delikatesse, die sich mit dem Chianti von Gabriele per Eccelance verbanden.
Gabriele, den ich auch inzwischen über 15 Jahre kenne, macht Weine schon immer Bio und in seinem ganz eigenen Stil. Hier muss man nur einmal in den Fasskeller, erkennt sofort, innovativ, kreativ wird richtig gelebt.
In Terrakotta Amphoren wird vergoren, wie in den großen Holzfässern mit 2500 Litern und mehr, aber auch französische Barriquefässer.
Die dezente Holznote in den Weinen lässt vor allem erkennen, dass hier mit Maß und Ziel und viel Gefühl die Technik und das Holz eingesetzt werden.
Wein mit Gefühl
Wein und der filigrane Geschmack stehen an erster Stelle, nicht satte, vanillige Noten von der Eiche. Ein Rose, die den Sommer ankündigt, war ebenso ein Highlight wie der leichte neue Sommerrotwein, saftig, und nie im Holz gewesen, leicht gekühlt, ganz sicher bei jeder Grillparty der Protagonist.
Chianti, Riserva und der Lemme Lemme, praktisch ein gemischter Satz an alten Rebsorten aus einem einzigen Weinberg. Dieser wird dann komplett zeitgleich geerntet und gekeltert.
Keine Industrieware
Es sind alles andere als normale Weine, keine Industrieware und kein Mainstream. Hier erkennt man vor allem eins, die tiefe Verbundenheit zur Toskana und Demut vor dem, was man macht.
Danach ging es wieder nach Castellina in Chianti, heute Abend stand mal eine Pizza auf dem Programm, und eine Empfehlung von Gabriele.
Die Pizzeria mit einem echten Pizzabäcker aus Salerno zeigte die beste Seite dieses Handwerks. Gut gefüllt war das Restaurant, in dem man vielleicht 3 Meter vom Holzofen saß und vor den Augen befeuert wurde.
Pizza wie im Süden
Auf der anderen Seite wird in der offenen Küche Antipasti, Salate, Pasta und weiteren Gerichten zubereitet. Viele Amerikaner und Deutsche waren an den Tischen, die, wie man sehen konnte, fröhlich und zufrieden gerne ihren Chianti nachbestellten.
Das Interieur in einer Art Gewölbe trägt eine ganz eigene und individuelle Handschrift. Das liebe ich so in Italien.
Nichts Steriles oder Lifestyle geputztes, kaltes Ambiente, echtes, authentisches Italien aus den 60er Jahren.
Mit ein wenig Inspiration und Vorstellungskraft kommen dann Sophia Loren und Marcello Mastroianni durch die Tür.
Bestens gesättigt und tolle Weine dazu, machten wir uns auf den Weg zur verdienten Nachtruhe.
Es war ein langer Tag und viele Kilometer im Chianti Classico Gebiet gewesen.
Text und alle Fotos von Peter Junker – Copyright 2025