Toskana Umbrien Tour Last Day
Ach ja, es wird mal wieder ein emotionaler Abschied von Montepulciano, das wirklich sehr tief in meinem Herzen verwurzelt ist. Ich bin zwar kein Poliziano oder Montepulcianese, aber irgendwie spürte man das schon beim ersten Besuch, vor über 17 Jahren, dass zu diesem Ort eine besondere Verbindung besteht.
Noch schnell ein paar Fotos schießen, ins Val d‘Orcia mit Blick nach Pienza und direkte Luftlinie dahinter das Castello von Montalcino.
Letzter Blick ins Val d’Orcia
Dann rüber auf die andere Seite und mit Blick in Richtung Lago Trasimeno, Cortona und Umbrien. Hier liegt wie immer morgendlich leichter Dunst und Nebel über den Tälern, und die letzten Bilder von Montepulciano auf die sich im Tal und den Hügeln anschmiegenden Weinbergen des Vino Nobile sind immer wieder ein besonderer Moment.
Als ich dann draußen auf der Piazza sitze, kommt mir Andrea entgegen und ich meine, lass uns noch einen Caffe in der Bar trinken. Gemacht, und dann noch Smalltalk, weil Günter um 9 Uhr bei mir sein wollte für das Gepäck.
Montepulciano Ciao
Daraus wurde leider nichts, denn vom Parkplatz konnte er nicht herunterfahren, da die Comune Montepulciano einen Baum gefällt hatte. Und zwar ein richtig dicker Brocken. Günter rief mich an und meinte, es dauert sicher noch eine gute Stunde, laut den Arbeitern.
Ok, Smalltalk und noch ein paar Weinflaschen kaufen, dass der Rest des Jahres mit Contucci Nachschub auf Sizilien gesichert ist.
Auf ins Grüne Herz Italiens
Dann ist es so weit, bedauerlicherweise mal wieder, Abschied von Montepulciano, Andrea Contucci und der Toskana. Es geht rüber Richtung Lago Trasimeno, vorbei Richtung Perugia, Assisi, mit finaler Destination Umbrien, Montefalco.
Dort wartet eine besondere Tour, ein ganz anderes Weingut, mit einer komplett diversen Familiengeschichte, keine 1000 Jahre, aber auch schon über 100, mit Vater, Opa und Urgroßvater.
Tabarrini Montefalco Umbrien
Tabarrini in Montefalco, besser gesagt, es geht zu Giampaolo Tabarrini, sicher einem der absoluten Aufsteiger der letzten 20 Jahre in dieser Appellation mit Sagrantino, Montefalco Rosso und Spoletino Trebbiano.
Sagrantino und Trebbiano Spoletino
Sein Önologe ist kein anderer als Emiliano Falsini, aber das schon seit Beginn als Giampaolo alles langsam übernommen hat. Emiliano, war damals auch noch in den Anfängen als Önologe, und war eigentlich nur dort tätig, wo er gebürtig herkam, der Toskana.
Giampaolo und Emiliano sind seit dieser Zeit Freunde und es ist gar nicht daran zu denken, dass diese Zusammenarbeit ein Ende hat.
Falsini, der Name für maximalen Weingenuss
Im Weingut angekommen, vorbei an der länglichen Landzunge in bedeutender Höhe und dem Franziskaner Komplex von Assisi, ist immer wieder mehr als beeindruckend. Assisi sollte man sich, wenn man in der Nähe ist, auf jeden Fall antun, es lohnt sich.
Federica, die Frau von Giampaolo ist in der großen Küche, denn abends steht ein Event. Zu einem Jubiläum an, Giampaolo kommt dann langsam runter und die Begrüßung ist nach fast 2 Jahren unheimlich freundschaftlich.
Die Arbeit und Strapazen stehen dem Winzer ins Gesicht geschrieben, wir kennen uns nun auch seit den 2008er Jahren und der große Um und Neubau vom Weingut seit 2014 hat seinen Tribut deutlich gezollt.
Was ein Weingut, Wow!
So ist das nun mal, wenn man groß oder wachsen will. Da möchte ich nur zum Andenken anregen. Muss es immer sein, dass wir alle so maximal wachsen möchten, immer mehr und mehr, statt einfach und mit ein wenig Demut das Leben leben.
Die Zeit ist das Wichtigste im Leben, gleichauf mit Gesundheit, ohne die nichts geht. Zeit kommt nicht zurück, aber das ist ein komplexes Thema und wie ich immer wieder sehe, viel nicht bewusst oder schlicht und einfach egal.

Giampaolo links -Günter ohne „H“ rechts
Wichtigster Faktor – ZEIT
Er berichtet mir von den großen Problemen, Personal für die Cantina und das Catering, die Enoteca zu finden, die Probleme Leute für die Arbeit im Weinberg oder im Keller.
Das Weingut ist auf alles eingestellt und kellertechnisch bestens gerüstet, in Kürze kommen neue Tanks für die Vinifizierung, ganz nach der Idee und Vorgabe von Giampaolo produziert.
Fasskeller der andere Dimension
Wir machen die Kellerführung, nach einer kurzen Plauderphase. Günter ist sofort sichtlich beeindruckt, eine ganze Batterie an kleinen Edelstahltanks auf der Linken, dort werden die ganzen Cruweine und Lagen einzeln vinifiziert.
Dann geht es in den großen Fasskeller, man kann mit bloßem Auge gar nicht erkenne, wo er endet, man erahnt es.
Vorbei an den großen Fässern, kommen wir zum Flaschenlager der ganzen Lagen, beschriftet und die letzten 20 Jahre eingelagert. Auf diese Flaschen wird bei größeren Vertikalverkostungen zurückgegriffen.
Vertikalverkostung
Wer kann das schon in dieser Art vorweisen?
Wir reden und stellen Fragen, die Giampaolo voll umfassend beantwortet, er ist ein Allrounder, kann und macht alles im Weingut.
Danach noch schnell eine Kiste Wein zusammenstellen und die Woche darauf ab nach Sizilien schicken lassen.
Mittagessen steht an und ich bitte Giampaolo einen Tisch in der altbekannten Osteria für uns zu buchen, leider ohne Erfolg. Es wird renoviert.
Osteria in Montefalco
Ok, dann geht halt in die kleine Osteria im Ortskern in Montefalco, dort ist der Holzofengrill im Restaurant an, Salsiccia, Lammkoteletts und Grillfleisch kann man dort ebenso bestellen wie Pasta und Vorspeisen. Dazu gibt es offenen Hauswein für 3 Euro ½ Liter .
Die Gnocchi mit Sagrantino Sauce waren super, sehr intensiv, klar kommt halt vom Sagrantino. Es war der perfekte kulinarische Start in Montefalco. Danach noch eine Grillplatte für zwei Personen mit Salat.
Gnocchi mit Sagrantino
Anschließend nehmen wir Abschied von Montefalco und fahren langsam und bestimmt in Richtung Rom wo am Flughafen Fiumcino der Flug Richtung Frankfurt und Palermo wartet.
Es waren sehr intensive, lange, lustige und erfüllende Tage in der Toskana und Umbrien, nichts Großes geplant, sondern just doing, fahren und schauen, wo man was trinkt, isst oder einfach mal einen Halt macht.
Wir waren nicht in Sternerestaurants unterwegs und tranken keine Weine von Parker, Suckling oder anderen der schreibenden Zunft, denn das war mir persönlich schon immer sehr suspekt.
Storys und Impressionen
Und die vielen Storys an den Tischen der Winzer nach den Messen oder bei persönlichen Besuchen und Treffen brachten mir wichtige Eindrücke und Erkenntnisse, wie die schreibende Kunst förmlich für neue Märkte stattlich entlohnt wird. Die Hoffnung stirbt zuletzt und die Zeiten werden für den Weinverkauf immer drastischer.
Bis zum nächsten Mal
In diesem Sinne genießt die Welt, das Leben und die Einfachheit des Momentes, denn echte Zufriedenheit kommt von Innen und wie so oft im Leben. Mit allem Geld kann man sich solche Eindrücke nicht kaufen.
Buon viaggio, bis zur nächsten Tour.
Danke, Grazie für die Zeit, die wir verbringen durften, das Glas Wein, den Smalltalk, das Lachen und die vielen Kilometer! Es sind genau die Momente im Leben, die für immer in der Erinnerung weiterleben werden und was es bedeutet „ZU LEBEN“!
Danke GRAZIE
Text und alle Fotos von Peter Junker – Copyright 2025
Peter wenn ich deine Erlebnisse lese denke und fühle ich als ob ich dabei wäre . Immer emotional , objektiv und herzlich . Zu dem das alles was du mir empfohlen hast war genau so wie du es beschrieben hast . Vielen Dank dafür und mach weiter so .
Vg
Danke Michael, ich versuche noch viele Touren in Italien zu machen, natürlich mit Fotos und Infos. Saluti von Sizilien