Levanzo | Zu Tisch mit Pasta & Vino
Ich bin noch immer geflasht von dem Tag, was eine geile Insel, Levanzo! Heute beginne ich mit einer neuen Blog Kategorie.
Zu Tisch mit Pasta & Vino, heute auf der Insel Levanzo. Der erste Eintrag dieser Art, unterwegs mit mir und zu Tisch mit Pasta & Vino und lasst uns wie man in Italien sagt: chiacchierare
Der frühe Vogel fängt den Wurm, oder das frühe Aufstehen um 5 Uhr hat sich wirklich mehr als gelohnt. Levanzo, Ägadische Inselgruppe.
Levanzo die kleine Insel vor Trapani
Es ist keine ultralange Anfahrt zum Hafen Trapani und dank der Größe dort zum Glück kurze Wege, schnell und einfach zu erreichen.
Da ich schneller als gedacht war, ohne wirklich die Geschwindigkeit im Auto zu übertreiben, konnte ich das online gebuchte Ticket sogar in einer Fähre früher vor Ort ändern, sodass ich schon um 8.30 h auf der Insel Levanzo ankam.
Favignana, die Bekannte im Westen
Levanzo ist den drei ägadischen Inseln zugehörig, liegt vor der Nordwestküste Siziliens, praktisch vor Trapani und Marsala. Die anderen Inseln sind Favignana und Marettimo.
Levanzo ist die nördlichste, kleinste der Dreien, und ich bevorzuge diese eindeutig.
Verschlafen, verspielt, und sehr naturbelassen.
Strände & Delikatessen = Levanzo
Kommt man mit dem Aliscafo dort an, sieht man die paar Häuser am Hafen, die sich wie eine halbe Muschel an den Berg schmiegen, und praktisch kann man von der Terrasse die Füße im Meer baumeln lassen.
Mein dritter Besuch auf dieser Insel, und ich fühle mich immer sehr wohl, wenn ich den ersten Schritt an Land setze. Es ist diese Ruhe, diese andere Luft und Atmosphäre, die solch kleine Inseln ausstrahlen.
Im Winter verlassen, im Sommer ein Juwel
Levanzo ist im Winter praktisch ausgestorben. Von den einheimischen echten Bewohnern bleiben so um die 50–60 immer auf der Insel. Im Sommer steigen diese Zahlen dann so auf knapp 500 Menschen, inklusive der vereinzelten Touristen, die dort übernachten.
Es ist ein aktives Reiseziel vieler, die von Trapani oder Favignana Kurztrips machen.
Als ich dort war, kamen zwei recht große Trekkinggruppen, die von einer forschen Dame im fortgeschrittenen Alter in einem sehr zackigen Schritt einmal in Richtung Faraglioni und dann auf die entgegengesetzte Seite geführt wurden.
Es waren sicher um die 30 Personen und fast alle deutlich im Rentenalter, gutes Schuhwerk und Rucksack, Trekkingstöcke fehlten nicht. Bei den Temperaturen deutlich über 30 °C. Hut ab.
Magisches Levanzo
Der kleine Strand, zu Fuß in 10 Min. zu erreichen, war so früh am Morgen komplett leer, keine Menschenseele da, es befüllte sich dann so ab 11 Uhr.
Bis ich ins Restaurant ging, waren dort maximal 20 Personen, also sehr überschaubar. Man kommt ins Gespräch mit anderen, die einfach nur bis zu den Knien im Wasser stehen und sich auch gut und gerne 2 Stunden über Gott und die Welt unterhalten.
Smalltalk, bis zu den Knien im Wasser
Italienischer Smalltalk, der wirklich nur zu bewundern ist. Warum? Weil man sieht, dass die Zeit hier einen anderen Faktor hat und Dialog und Kommunizieren einen hohen Stellenwert innehaben. Man redet, mit Händen und Füßen, lacht, gibt Ratschläge, und auch politisches Geschehen kommt nie zu kurz.
So stelle ich mir auch vor, wie es im römischen Senat zuging: debattieren, diskutieren und dann in die Trattoria einkehren.
Diese kleine Bucht hat ein kristallklares Wasser und vor allem eiskalt. Man muss im Juni schon kälteresistent sein, und es bedarf einiger Zeit, sich komplett den Fluten zu übergeben.
Osteria Paradiso
Schon der Name verspricht Großes und nun, nach 3 Besuchen, kann ich sagen: Ich / wir wurden nie enttäuscht, im Gegenteil, immer positiv überrascht.
Ich liebe, und dazu stehe ich aufrichtig, die italienische traditionelle Osteria-Trattoria-Küche. Italien ist so bekannt und groß geworden. Trattoria und Osteria!
Trattoria und Osteria
Hier lebt man an den Töpfen die Kultur, die von der Nonna und der Urgroßmutter übergeben wurde. Das sieht man, aber vor allem schmeckt es und ich kann nur sagen: Auch nach über 20 Jahren werde ich nicht müde, solche Locations zu suchen und zu besuchen.
Die Nonna, inzwischen mit 94 Jahren zu Hause im Ruhestand, durfte sie noch kennenlernen bei den letzten Besuchen im Paradiso.
Man muss sich vorstellen, bis 91 war sie noch im Restaurant in der Küche am Herd aktiv, Chapeau.
Sandro, der Neffe, ist inzwischen Patron in der Osteria Paradiso. Geändert hat sich dadurch nichts. Weder das Interieur noch die Gerichte wurden verändert. Es bleibt so, wie es lange war und hoffentlich noch lange sein wird.
Zu Tisch mit Pasta & Vino – auf ein Schnack mit Peter
Die Bilder sprechen für sich: typische Trattoria, hier auf Levanzo mit dem Blick in Richtung Favignana und Trapani und Authentizität.
Die Speisekarte wird am Tisch präsentiert, verbal. Man isst, was heute gekocht wurde, kein Brimborium, sondern echte, ehrliche Cucina tradizionale.
Der Duft, der direkt in die Nase steigt, sobald man oben ankommt, die letzte Stufe beschritten hat. Was ein Duft, da dauert es gefühlt maximal 5 Minuten und der Hunger auf diese Küchengeheimnisse ist nicht mehr zu eliminieren.
Ich wähle Pasta Spaghetti con Sarde mit frischem wildem Fenchel, Sardinen, Rosinen, Pinienkernen und Kapern, eine Version von Levanzo. Darüber geröstete Semmelbrösel. Geschmacklich, mit Blick aufs kristallklare, türkisblaue Meer, ein Traum.
Extrem rund, harmonisch, die richtige Säure, aber nicht aufdringlich, komplex, tolle Süße, Pasta al dente, ein Hauch an Semmelbröseln – einfach bei jeder Gabel ein echter Genuss.
Als Secondo wählte ich eine halbe Portion an gegrilltem Schwertfisch mit Salmorigano Menta und Tintenfischringen, frittiert mit Zitrone, dazu einen Insalata Pantesco mit frischen Tomaten, schwarzen Oliven, roten Tropeazwiebeln und Kapern. Frisches Brot durfte natürlich nicht fehlen.
Der Schwertfisch wurde einen Tag vorher frisch von Trapani geliefert, kein extrem großes Exemplar seiner Art, so frisch, fein, saftig und geschmacklich ein echtes Highlight, auch dank der Öl-Zitronen-Mischung mit frischer Minze, Traum. Einfach Basic PUR.
Da halte ich es übrigens ganz wie Angelo Gaia, in einem Interview im Vinum sagte 😉
Wie sagte schon die lebende Winzerlegende Angelo Gaia!
Die frittierten Tintenfischringe, die ich sehr selten im Restaurant wähle, waren ebenso top – Niveau.
Das dachte ich mir schon, denn am Nebentisch hatte das ein anderer Gast vorher gegessen, und der Geruch, der mir in die Nase stieg, war so unheimlich einladend und ansprechend.
Bei frittierten Tintenfischringen bin ich sehr vorsichtig, denn oft haben diese einen für mich grauenhaften Nachgeschmack, schon beim Geruch erkenne ich das. Es mag an altem Öl liegen oder an dem falschen Mehl, welches fürs Frittieren genommen wird. Hier in der Osteria Paradiso war es einfach perfekt, besser geht nicht!
Wein gab es eine kleine Flasche Cusumano, Angimbè, Weißwein, der mit seiner knackigen Frische/Säure der optimale Begleiter war.
Ich bekenne mich dazu, mea culpa. Sterne und Punkte sind nicht mein Ding, waren nie mein Ding.
Die Liebe zur echten, authentischen italienischen Küche, vor allem zu diesen Herzenslocations, die es wirklich zum Glück noch überall zu finden gibt, hat für mich mehr Wert als alle Sterne, die so verliehen werden.
Osteria Paradiso und Sandro kann ich nur allen ans Herz legen.
Hier lohnt sich ein Besuch und vor allem die Zeit von 2 Stunden, um sich echtem Genuss hinzugeben, ohne Limit und Grenzen.
Gerade fühlte ich mich „abgeholt“.
So ein wunderbarer, visueller und kulinarischer Bericht. Danke für die Anregung.
Danke Inge, für das wundervolle Feedback. Versuche mein BESTES, euch alle auf die Reisen mitzunehmen.