Von Insel zu Insel Salina
Salina, für mich das Maui der Äolischen Inselgruppe vor Siziliens Küste.
Es kennt sicher jeder, diesen Moment: Man sitzt einfach da und die innere Stimme sagt auf einmal und schreit: Raus, weg, los geht’s. Ich muss mal wieder abhauen. Eins, zwei oder auch mal 3 Tage. Also los gehts, von Insel zu Insel, Salina ruft!
Da ist für mich die perfekte Location immer Salina, diese extrem grüne, fruchtbare Insel im Archipel der äolischen Inseln, der ich schon über 10 Jahre verfallen bin.
Milazzo Hafen für alle Abfahrten
Machen ist die Parole, also hab ich gemacht.
Zwei Tickets für die Schnellfähre von Liberty Lines ( Aliscafo ) von Milazzo aus gebucht, für Gabriel, den Kleinen, der inzwischen auch 12 Jahre zählt, und mich.
Der Rest kann nicht mit, weil an der Uni Prüfungen für das Medizinstudium anstehen oder die Schwiegermutter in 24-h-Betreuung zu Hause im Bett liegt.
Früher Vogel fängt den Wurm
Betreuung ist auch hier in Italien ein großes Thema, denn es wird in den meisten Fällen zu 100 % nur von der Familie übernommen. Klar gibt es auch Pflegeheime, aber denen traut keiner, was sich leider auch immer wieder und öfter als 100 % korrekt bewahrheitet.
Frühmorgens um 5 Uhr ging es los, knapp 180 km bis zur Hafenstadt Milazzo zum Parkplatz und an das Terminal für die Fähren.
Sonnenaufgang alla Grande
Schon allein an dem Morgen war der Sonnenaufgang dramatisch, hinter Sant’Agata di Militello ging ein roter Feuerball auf, der sehr beeindruckend war. Die rote Kugel ohne einen Hauch von Wolken, mit klaren Konturen und einer tiefdunkelroten Farbe, als ob eine Magmakugel vor einem schwebt. Traumhaft und extrem intensiv, dieses visuelle Schauspiel.
Am Hafen von Milazzo angekommen, es war noch genügend Zeit vor der Schnellfähre, ging es in die gewohnte, bekannte Bar mit einem super Espresso und dem Frühstück mit echten hausgemachten Cornetti, Sfoglie und auch für den salzigen Geschmack Calzone, Pizzataschen und was das sizilianische Repertoire so alles zu bieten hat.
Natürlich wie üblich im Stehen, aber für diese Qualität und alles zusammen 4.80 Euro, komme ich immer wieder ins Grübeln zu einer Caffebar in Mainz. Und für das Kleingedruckte: die Kosten hier für Personalnebenkosten, Gas, Wasser und Strom sind in keinster Weise geringer!
Colazione
Nach dem Frühstück ging es nur quer über die Straße zum Terminal, wo wir noch circa 30 min warteten, bis unser Kurztrip auf den Wellen begann.
Endlich im Aliscafo, einen guten Platz im oberen Bereich bekommen, wurde die erste Etappe angefahren: Vulcano.
Das ist die erste der äolischen Inselgruppe und man kann dort im Hafen oft einen sehr schwefligen Geruch entdecken. Würde man die Insel nicht sehen, könnte man sie riechen.
Von Insel zu Insel
Auf Vulcano wird unter anderem Thermenkultur Thalassa betrieben, alles für den Körper und die Haut in heißen Quellen und schwefligem Schlamm. Wie man so hört und liest, soll es sehr gute Ergebnisse vor allem bei Hautproblemen erzielen.
Vulcano erste Insel
Nächster Stopp ist Lipari, die größte dieser Inselgruppe und sitz der Verwaltung aller sieben Inseln. Mir persönlich ist Lipari zu extrem touristisch und überlaufen, den ganzen Tag volles Programm und Menschenmengen werden durch die kleinen, engen Gassen geschleust und geschoben. Überfüllte Restaurants und nicht das Flair, welches ich auf einer kleinen Insel vorfinden möchte. Meine persönliche Meinung!
Santa Maria di Salina
Danach, nächster Stopp ist Santa Maria di Salina, unsere finale Destination. Dort angekommen merkt man gleich, ganz andere Luft, andere Atmosphäre anderer Geräuschpegel. Menschen, die mega relaxt an dir vorbeilaufen, schauen, still miteinander reden und sofort vermitteln. Hier lebt man eine ganz andere Taktung, einfach in einer anderen Dimension unterwegs. Man kommt sich sofort so vor, als wäre man in einem Paralleluniversum angekommen.
Einmal Matrix bitte !
Salina bereisen wir die 3 Tage mit den kleinen Bussen, die größtenteils, mal mehr, mal weniger, alle Stunde fahren. Mit dem geht es nach Malfa, dem Ort des Malvasia Doc. Diese Rebsorte ist eine vollaromatische, wie auch der Gewürztraminer oder Sauvignon Blanc und wurde nach Tradition meist zu einem Dessert-Süßwein gekeltert. Hierzu werden die Trauben nach der Ernte in der Sonne für einige Zeit getrocknet und dann gepresst, ähnlich wie bei einem Amarone oder Vin Santo.
Inzwischen hat sich die Version Secco, also die trockene Variante, stark in den Restaurants druchgesetzt. Diese intensive, fruchtige Variante ist ein perfekter Begleiter für die Gemüse-Fischküche der Inseln und des Südens.
Malvasia Wein
Angekommen, steigen wir am Punta Scario aus. Dort in der Nähe, 1 min von der Haltestelle, ist die Location, die ich gemietet habe, über einen Freund und Önologen, den ich seit 2005 kenne und mit dem ich permanent im Kontakt bin. Sebastiano Polinas ( Weingut Di Legami ) , der eben auch Fenech betreut.
Wir bekommen von Francesco alles gezeigt und sind erstmal von der Location und der Aussicht mehr als beeindruckt. Das Haus liegt direkt an der Küste mit Blick auf Stromboli und Panarea, große Rasenfläche und einige Liegen davor, laden ein, diese Atmospähre abends zu genießen.
Fenech Winzer von Malfa
Die Räumlichkeiten sind mehr als großzügig, man kann da gut und gerne mit 4 Personen lässig wohnen. Die sehr große Küche und der Essbereich laden ein, das zu nutzen oder auf der Veranda im äolischen Stil abends mit einem gut gekühlten Glas Malvasia-Wein seine Pasta zu genießen.
Stromboli und Panarea
Danach dann vielleicht mit einem letzten Blick bei untergehender Sonne auf den aktiven Stromboli und Panarea.
Wir duschen schnell, ziehen uns um und fahren rüber nach Pollara.
Das ist der Ortsteil von Salina, der in einer Art Kessel liegt. Das ist der Grund, warum es hier immer viel heißer ist, als an den anderen Orten auf der Insel. Schon die Anfahrt, wenn man über die Kuppe kommt und runter an die Küste schaut, dahinter liegen Filicudi und Alicudi, ist mehr als sehenswert.
Pollara , Il Postino noch immer präsent
Pollara ist auch bekannt für die besten Kapern der Welt und den Postino. Der Film von Massimo Troisi hat diese Insel weltbekannt gemacht, damals in den 60er Jahren. Es ist ein Kunstwerk cinematischer Hochkultur für den italienischen Film und wird jedes Jahr mit einem Festival gefeiert, welches in Malfa stattfindet.
Sapori Eoliani
Pollara versuche ich einmal pro Jahr zu besuchen, weil ich zu Sapori Eoliani möchte. Dort, bei Maurizia, kaufe ich Kapern in diversen Größen und einige echte Spezialitäten für Pasta oder Bruschetta. Die Kids lieben diese Sachen, und man muss sich vorstellen. Sie wollten nie Kapern, haben immer gesagt, ekelhaft. Heute, nach dem ersten Besuch im letzten Jahr dort, wollen sie ständig Cucunci, ein Pâté für Pasta oder geröstetes Brot. Cucunci ist übrigens die Kapernfrucht, die nach dem Blühen entsteht. Es ist der grüne, längliche Stängel in der Mitte der Blüte, das wird die Cucunci.
Capperi und Cucunci
Vor dem Einkauf waren wir noch in der Locanda del Postino und haben endlich einen wirklich sensationellen Teller Pasta gegessen. Da muss ich sagen, das waren die besten Nudeln in einem Restaurant seit mehr als einem Jahr, auch Gabriel sagte das direkt. So gute Nudeln hat er noch nie gegessen.
Da meinte ich nur: Ja, außerhalb, aber zu Hause sind meine besser, mit einem Lächeln. Zur Pasta mit wildem Finochietto selvatico, getrockneten Tomaten und Pinienkernen gab es ein Glas Hauswein Bianco, der bei den knapp 40 Grad auf der Terrasse unter dem Strohdach die perfekte Kombi war und eine sehr entspannte Mittagszeit bescherte.
Beste Pasta Wow
Daniele, von Sapori Eoliani, fuhr uns dann schnell hoch an die Haltestelle vor der Kirche, wo wir auf den Bus nach Malfa warteten.
Die Wartezeit vertrieben wir uns mit Schauen, was so vor dem Foodtruck los ist. Amerikaner waren dort, machten einen späten Snack in der knalligen Sonne, und unterhielten sich mit einem anderen Toursiten über die USA. Ich machte Fotos und Gabriel kühlte sich in den Räumen der Kirche ab.
Auf nach Malfa
Die Fahrt nach Malfa dauert circa 20 min und die Aussicht ist atemberaubend, einmal Richtung Filicudi und Alicudi, auf der anderen Seite dann Stromboli und Panarea.
Vorbei an Weinreben und sattem Grün, schaut man dann runter auf San Lorenzo, eine kleine Piazza, wo die gleichnamige Kirche steht und die als Ausgangspunkt für alle Richtungen mit dem Bus auf Salina ist. San Lorenzo ist praktisch Umschlagsknotenpunkt aller Linien auf Salina.
Salina der grüne Traum
Wir steigen dort aus und laufen runter zum Haus. Dort angekommen, musste dank der guten Hitze erstmal eine kalte Dusche sein, danach ausruhen, und mental auf Aperitif und Abendessen vorbereiten.
Punta Scario
Mit dem Kleinbus dann vom Punta Scario in 5 min hoch an die Piazza in Malfa. Übrigens, Punta Scario ist auch ein Hotel und unterhalb ist ein wirklich traumhafter Strand. Es muss halt ein Abstieg erfolgen, der sicher okay ist, aber dann danach der Aufstieg – so etwas bekomme ich leider in diesem irdischen Leben sicher nicht mehr hin. Schon bei Treppen oder geringem Anstieg ist es vorbei, ganz nach dem Motto: Karl, mei Troppe!
Schlendern und Genießen
Wir schlendern durch Malfa, am Signum vorbei, Bar Ravesi schauen wir mal rein, nur ein Tisch mit Gästen im Garten. Am Infinitypool noch reger Betrieb. Runter an die Kreuzung, wo das Caffe ist, und mal ein paar Spezialitäten anschauen in einer Enoteca.
Bar Malvasia
Danach ein Aperitif im Malvasia, einer Bar, in der es sich wirklich sehr empfiehlt, die Zeit bis zum Abendessen einfach mit Nichtstun, Schauen, Hören und einem Negroni zu genießen, zu vertreiben.
Gabriel, wie immer hungrig, drängte auf den sofortigen Besuch der Pizzeria neben dem Ravesi. Seine Erinnerungen an letztes Jahr sind noch immer sehr präsent und wurden auch dieses Jahr erneut mehr als bestätigt. „Das ist eine Pizza“, meinte er, „das ist eine super Pizza, nicht wie bei uns.
Best Pizza in Town
Nun, was soll ich sagen, wir sitzen in Malfa, auf Salina, in einem sehr guten Restaurant-Pizzeria, genießen die lauwarme Luft und dazu ein Glas Malvasia. Die beiden Pizzen im Bild, sind in Konsistenz und Genuss dank der extrem hohen Produktqualität nicht zu übertreffen.
Wir sprechen hier über 10 Euro pro Pizza 😉 und das in einer absoluten Top-Qualität und Top-Location. Die Weine, die man glasweise genießen und wählen kann, sind die meisten renommierten Winzer der Insel und zu extrem fairen Preisen (6 Euro/Glas). Stofftischdecken und Stoffservietten 😉 inklusive.
Wein ein wahrhaft edles Elixir
Danach geht es ins Haus am Meer. Eine Flasche Malvasia von Francesco, Maddalena, habe ich mir zum Glück in den Kühlschrank gestellt, und den hole ich jetzt gut gekühlt für ein letztes Glas zum Genießen heraus.
Draußen, auf dem Rasen, mit Blick nach Stromboli und Panarea
Rinella Strand wir kommen
Genuss alla Eoliana, slow, ganz slow lasse ich den ersten Tag Salina ausklingen und freue mich schon sehr, morgen an den Strand von Rinella zu fahren.
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