Principi di Spadafora
Aristokratisches Sizilien
Principi di Spadafora | Weine von Virzi
Sizilien besteht nicht nur aus einer tollen Küste, sondern gerade das Hinterland von Palermo und Monreale hat wirklich vieles an Schönheiten zu bieten.
Monreale Dom & tolle Weine
Hier sind ganz oft Ländereien und alte Landgüter zu finden, die aus der Zeit des Regno delle due Sicilie stammen. Beeindruckend gebaut und mit besonderem Charme ausgestattet.
Es ist Spätsommer, die Luft ist heute sehr heiß. Der Scirocco, ein heißer Wind, der übers Meer von Afrika kommt, garantiert über 35 Grad und einen permanenten Wind. Es ist die Zeit auf Sizilien, das Korn ist eingebracht, und die Gunst der Stunde nutzen die Bauern im Entroterra, ihre Felder anzuzünden, leider.
Man sieht von weitem aufsteigenden Rauch, die Felder stehen in Flammen und es frisst sich schnell von der einen auf die andere Seite. Stop ist meist erst an der asphaltierten Straße, wo man mit dem Auto an verkokeltem Allerlei vorbeikommt. Schaut man in die Ferne, meint man ab und an Zeitzeuge eines Endzeitfilmes zu werden.
Zum Glück gibt es jedoch auch noch andere Eindrücke. Fährt man von Palermo über die SS 624 Richtung Sciacca / Menfi, wird man Augenzeuge und in den Bann genommen von sanften Hügeln, die sich abwechseln mit Olivenhainen, Weinreben und Korn.
Im Spätsommer, je nach Sonnenstand, sanfte goldfarbene Facetten, hier noch etwas saftiges Grün, dort braune Reben, die ihre Arbeit für dieses Jahr getan haben. Nun können diese in den wohlverdienten Ruhestand gehen und neue Kräfte für 2026 sammeln.
Weinreben und Oliven
Mit kleinen Schritten bewegen wir uns auf die letzten Atemzüge der Landwirtschaft zu, die letzten sommerlichen Ernten aus dem eigenen Garten verfeinern den Tisch vieler Sizilianer, bevor es in den Wintermodus geht.
Nach San Ciprirello kommt die Abfahrt Richtung Camporeale, eine ländliche Gegend, die wie eigentlich alles hier von Landwirtschaft dominiert wird.
Camporeale
Vorab: Die Anfahrt zum Weingut Prinicipi di Spadafora kann über Camporeale erfolgen oder über die Autobahn von Palermo Richtung Mazara del Vallo, Ausfahrt Gallitello.
Der Weg über Camporeale ist beschwerlicher, die Straßen sind in sehr schlechtem Zustand durch Muren, Schlaglöcher so groß wie, LKW Reifen und Erbewegungen.
Nach dem Ortskern von Camporeale fährt man dann auf der Landstraße und kommt durch den Online Routenplaner eigentlich nur in die Nähe vom Weingut, denn die finale Streckenführung lässt doch zu wünschen übrig. Zum Glück hat mir die Tochter Enrica vorher per WhatsApp einige Informationen geschickt. Da ich jedoch vor langer Zeit schon mal im Weingut war, konnte ich mich recht gut daran erinnern und erkannte es schon von weitem auf dem Hügel liegend.
Principi di Spadafora
2008 war ich einmal hier, damals noch in der Tätigkeit für einen Weinlogistiker und die Online-Plattform Wein Plus. Schon damals hat Sig. Francesco hat mir seine Herzlichkeit vermittelt und nach einem langen Rundgang zum Verweilen aufgefordert, einen Teller Pasta mit am großen Tisch zu genießen. So war es auch diesmal, nach vielen Jahren.
Fährt man auf einer kleinen Kreuzung den aus Holz gefertigten Schildern Virzi nach, kommt man nach vielen Schlaglöchern und einer unbefestigten Straße endlich an den Punkt, wo man rechts zum Weingut abbiegt. Dort werde ich bereits von Enrica am großen Tor erwartet, die dieses öffnet, und ich aufs Landgut fahren kann.
Principi di Spadafora ist ein Weingut / Landgut mit 100 Hektar Rebfläche, jedoch beträgt die Produktion der eigenen Weine überschaubare 120 000 Flaschen, mehr nicht. Das ist für Sizilien nicht sehr viel, denkt man an die großen Industrieweingüter mit 5 Millionen Flaschen und noch wesentlich mehr. Der Großteil der Ernten wird jedes Jahr an eine große Kellereigruppe verkauft.
100 Hektar Landgut Weinbau
Hier fühle ich mich ein wenig in meine Kindheit katapultiert, die Zeit, in der ich jedes Jahr bei der Weinlese im Oktober mitgemacht hatte. Ganz klar, nicht bei solchem Kaiserwetter wie auf Sizilien. Wir sind damals frühmorgens um 7 Uhr mit dem Traktor und Hänger hinausgefahren, meistens bei doch starkem Regen.
Weinlese und Kaiserwetter
So kommt mir das Weingut, die Anordnung der Hallen und Häuser vor. Was damals fehlte, war natürlich der Pool, die Aussicht, das geniale Wetter, der große Gemüsegarten und vor allem die Dependance für die Gäste aus aller Welt. Dieses Jahr waren die Zimmer gut gebucht, dank Social Media und diversen Vertriebskanälen. Gäste aus der ganzen Welt genießen diesen paradiesischen Ort.
Geburtstag

Francesco & Enrica
Francesco hat vor einigen Tagen seinen 69. Geburtstag gefeiert, wie er mir sagt. Schaut man in das Gesicht, erkenne ich eine Gelassenheit und Zufriedenheit, die jedoch dieses Jahr leider durch die schlechte Ernte, teilweise gar nichts, leicht getrübt ist. Er gesteht, dass er die Situation auch nach vielen Jahren der Erfahrung im Juli bedauerlicherweise unterschätzt hat.
Starke Feuchtigkeit ist der Feind jedes Winzers
Winzer sein ist, auch wenn viele meinen, es ist ein Traumjob, nicht so einfach, denn man hängt trotz perfekter Technik und Hilfsmitteln vor allem vom lieben Gott und seinem Wetter ab.
Bei Francesco sehe ich wie schon damals 2008 etwas, das ich oft in Italien vermisse und das mich persönlich unheimlich freut und positiv stimmt.
Authentisch | Bodenständig
Den ehrlichen, authentischen Winzer. Mit Cargohose und Hemd, aus dem Keller kommend, oder wie bei Francesco mit der Schere für die Weinlese in der Hand, von den Rebzeilen herüberlaufend und mich begrüßend.
Lächeln im Gesicht und Schere in der Hand
Ich persönlich finde, dass es inzwischen zu viele Weingüter gibt, in denen es nur noch eine Art Manager am Schreibtisch gibt, gut gekleidet und über die Geschicke entscheidet. Oft keine Ahnung von der Praxis im Keller oder Weinberg.
Vielleicht bin ich zu sehr Retro, zu konservativ oder habe diesen romantischen Blick auf die Dinge. Keine Ahnung, aber ich liebe es, diese romantischen Bilder vor meinem inneren Auge zu haben. Es macht mich zufrieden und glücklich, dass es noch Menschen gibt, die wissen, was sie machen, und es auch selbst tun.
Machen !
Francescos Tochter Enrica, sie hat Wirtschaft und Marketing studiert, ist vor einiger Zeit ins Familienweingut eingestiegen.
Die neue feminile Generation hat andere Ansichten, andere Ansätze. Auf Sizilien und Italien gibt es inzwischen sehr viele Weingüter, die von feiner, visionärer Frauenhand geleitet werden.
4 Appartements für die Besucher
Die vier Zimmer für die Touristen hat sie vor Jahren komplett neu gestaltet, möbliert und mit dem viel Charme einer Dependance wie in der Provence oder der Toskana mit Magie neu gestaltet.
Appartement Charme
Es sind die alten kleinen Appartements, die von den Mitarbeitern bewohnt wurden, den Landarbeitern mit ihren Familien.
Geräumig und alle mit einem sensationellen Blick auf die Hügel und Täler vor dem Landgut, natürlich mit direkt davor liegenden Rebflächen. Hier abends zu sitzen, den Tag, vielleicht mit einem Buch, oder einem guten Glas Wein, ausklingen zu lassen, ist sicher ein Geschenk Gottes.
Kein Stress, keine Hektik, nur der Duft der Felder im Sommer, getrocknete Kräuter, der Duft von den Feigenbäumen, die Erde und das Gezwitscher der Vögel.
Detox für die Seele
Detox für die Seele, in unserer komplett überzogenen, teilweise fehlgeleiteten digitalen Welt.
Das Weingut, hier musste ich wirklich schmunzeln, vinifiziert komplett in Zement. Dieser wurde nie herausgerissen und mit neuer Technik ersetzt.
Zementtanks – Tradition im Weinbau
Wir haben sicher 50 000-Liter Tanks im vorderen Bereich, danach kommt man in den Bereich, wo die Edelstahlbatterien stehen. Bei Zement muss ich schmunzeln, vor vielen Jahren hatten es viele Weingüter, auch wo ich unterwegs war in der Toskana und Umbrien. Sie haben alles herausgerissen und wollten sich auf das „bessere“ Edelstahl, temperaturkontrolliert umstellen. Heute kaufen die Winzer im Chianti, in Bolgheri in Montefalco wieder Zement, empfohlen von den Top Önologen der italienischen Weinszene. 😉
Flüssige Emotionen
Na ja, Moden gibt es halt überall, manche sind in, manche sind out, doch die Welle kommt immer wieder zurück, ähnlich wie bei der Mode, dem großen Kragen und der Schlaghose.
Zementtank ist vermutlich die beste Art der Vinifikation, extrem temperaturstabil und ohne, Schweißnähte, die eine gewisse Unruhe in den Wein bringen. Schwierig zu betreiben, vor allem bedarf es sehr viel Erfahrung im Handling.
Die Weine, die von mir verkostet wurden, haben alle die gleiche Handschrift. Es gibt nur die Vergärung mit indigenen Hefen, es werden keine selektierten eingesetzt.
16 Etiketten von Spadafora
Alle Weine machen die malolaktischen Gärung, also Umwandlung der Apfelsäure in die sanftere Milchsäure.
Im Glas erkennt man schon bei den Weißweinen ganz andere Farbspiele, wesentlich tiefer und dunkler. Hier hat kein Wein fast kristallklare Nuancen. Gleiches findet man am Gaumen: Konsistenz und vor allem Länge. Die Roten erinnern mich absolut an meinen ersten Sizilienbesuch 2002.
Weine mit Charakter
Diese vollmundige, komplexe süditalienische Geschmacksexplosion im Mund. Intensives Rubinrot im Glas, echte einladende Farbe, so wie auch an der Nase mit reifen Früchten und einem Potpourri an Gewürzen und balsamischen Noten.
Merlot und Cabernet Sauvignon
Rotweine, die einfach einen gemeinsamen Abend in geselliger Runde nicht nur gaumentechnisch verfeinern, es sind einfach Kommunikatoren und lassen im Dialog die Zeit vergessen.
Nicht nur Nero d’Avola
Insgesamt gibt es 16 Etiketten, wie ich finde sehr viel. Im Weingut werden natürlich die autochthonen Rebsorten wie Catarratto, Grillo, Nero D’Avola ebenso angebaut wie, Chardonnay, Merlot, Cabernet Sauvignon und Syrah.
PiWi Proben neue Erfahrungen
Versuchsweise hat Francesco inzwischen auch einige PiWi-Reben gepflanzt, um zu sehen, wie sie sich in dem teilweise extremen Klima auf der Insel schlagen.
Schlendert man gemütlich über das Weingut, gibt es einige Orte, die absolut perfekt sind, um einen traumhaften Sonnenuntergang zu erleben.
Sonnenuntergang
Mit Blick in Richtung Trapani / Erice kann man die letzten Strahlen mit einem echten Vino Siciliano ausklingen lassen, bevor es zum gemeinsamen Abendessen geht.
Hier kocht der Chef!
Der Chef kocht hier jeden Tag selbst. Ja, richtig gelesen, und das ist im Übernachtungspreis inklusive, wie auch das reichhaltige Frühstück, welches total entspannt auch im Zimmer oder auf eigener Terrasse genossen werden kann.
Genuss aus dem eigenen Garten
Jeden Abend gibt es von Francesco ein mehrgängiges Menü, fast zu 100 % Kilometer Zero, denn der eigene Garten ist reichhaltig bestückt und bietet eine perfekte Grundlage für viele Gerichte.
Kilometer Zero
Klar, Fleisch und Fisch müssen eingekauft werden, aber auch hier wird auf beste Qualität und artgerechte Haltung absolut Wert gelegt, Nicht umsonst ist das Weingut schon seit den 80er Jahren komplett biozertifiziert und lebt diesen Stil deutlich sichtbar.
Jedes Menü, jeder Teller wird mit einem der 16 Etiketten kombiniert, eine perfekte Symbiose für die Gäste, zu den kulinarischen Fertigkeiten von Francesco auch die perfekten und leckeren Weine zu entdecken.
Familien Willkommen
Es gibt 4 Appartements, immer mit 2 Personen belegbar, 2 davon könnte man auch mit max. 4 Personen ( zwei Kindern ) belegen. Spadafora ist von der Ausfahrt Gallitello circa 20 min entfernt und einfacher anzufahren als über die Camporeale-Route, wie ich bereits anfangs beschrieb.
Insgesamt ist es ein Win-win-Konzept, wie ich schon 2007 in einem Essay geschrieben hatte, mit Erkenntnissen aus der Toskana, Piemont und Umbrien.
Enogastronomia
Enogastronomia, Weingut und Tourismus gehören zusammen!
Leider hatte das damals keiner verstanden. Heute im Jahr 2025 wichtiger denn je, denn heute finde ich, ist Enogastronomie die perfekte Basis und ein absolutes Muss, dem Kunden nicht nur die Weine zu servieren, sondern ein intensives Gefühl zu vermitteln.
Es geht um maximale Nachhaltigkeit im Weingut, um Emotionen, ein individuelles Gefühl. Ich kenne den Ort, den Winzer, und ich komme in Gedanken zurück, sobald ich zu Hause mit Freunden eine Flasche von diesem Winzer öffne.
Die emotionale Ebene, das Kopfkino, ist der große Unterschied. Nur so kann ein Weingut heute seine Zukunft gestalten und wird den harten Kampf gewinnen.
Hier werden sich leider in den nächsten Jahren viele Wege trennen, denn nur so kann der Familienwinzer die Zukunft gestalten und garantieren.
Limitierte Produktion
Reduzierte, limitierte Produktion und maximale Emotionen im und beim Glas. Das ist für viele nicht möglich, noch ist es von den gut gekleideten Managern vieler Weingüter gewollt. Oft kommt mir der Eindruck, es geht oftmals nur um Show, zeigen, wie toll der Keller ist, wie viele Barriques dort stehen, die teuren aus der Tonnellerie Rousseau.
Es gab mal eine Werbung im TV, Sparkasse, wie ich mich erinnere. Mein Auto, mein Haus, meine Yacht. Heute würde vermutlich noch eine Karte mit meinem Weingut dazugehören, leider.
Principi di Spadafora
ist ganz anders, ist ein Seelenort, das erkennt man schon bei der ersten Begegnung mit Enrica und Francesco. Ein erfülltes Gesicht begegnet dir, man fühlt sich nicht nur einfach hier zu Hause, man ist angekommen im Sinn und Sein, und die Welt dreht sich um dich herum in einer deutlich reduzierten Geschwindigkeit.
Reduktion
Wer hier Extravaganz und Brim-Bam-Borium erwartet, ist falsch, hier bekommt man einen Reset für Körper und Geist, normal, basic und Landleben alla grande.
Nach ein paar Tagen hier in diesem Paradies, wird es schwer werden, in vielleicht einer Stadt wie Mailand , München, Paris oder Berlin wieder Fuß zu fassen. Bei einem guten Glas Spadafora zu Hause auf dieser Welt wird man sich sicher die Frage stellen: Was ist der Sinn des Lebens?
Vielleicht durfte ich ihn einmal kurz kennenlernen, den, Sinn, der die Welt umtreibt, in den Hügeln von Virzi!
Bis bald, euer Peter