Val d’Orcia
Wie immer geht es super gut, ausgeruht gegen 09 Uhr in den legendären Mahindra Mietwagen und das Abenteuer Roadtrip Toskana kann beginnen.
Heute werden wir mal das traumhafte Val d’Orcia besuchen.
Was den Meisten nicht so geläufig, es ist das Herz für die toskanische Getreideproduktion, aus diesem Grund gibt es hier auch die große Anzahl an Pastaproduzenten in diesem meist fotografierten Landstrich.
Bagno Vignoni
Zuerst fahren wir ins recht nahe gelegene Bagno Vignoni, einer alten Therme, die sich auch heute noch für viele Urlauber jedes Jahr praktisch als Jungbrunnen erfreut.
Man kann hier in den sehr edel ausgestatteten Hotels ein Rundum-Paket buchen, praktisch maximales Wohlfühlen mit toskanischer Kulinarik und verteilt über den Tag, diverse Anwendungen für Körper und Geist.
In der Bar /Caffe vor dem großen Becken haben wir unser Frühstück traditionsgemäß mit Espresso und Cappuccino genossen.
Dabei konnte man herrlich die vielen amerikanischen Besucher, verfolgen, die aktuell, egal wo wir waren, sehr präsent waren.
Viele Touristen on Tour
Bagno Vignoni ist ein extrem ruhiger Ort, mit sehr hohem Niveau der Hotels und Restaurants, wie übrigens auch die Geschäfte toskanischer Handwerkskunst.
Sitzt man am großen Becken, lässt sich sehr gut das sprudelnde heiße Wasser, welches tief aus dem Erdinnern nach oben kommt, sehen. Mal mit mehr, mal mit weniger Druck, jedoch permanent vorhanden.
Schön zu sehen war auch die starke Präsenz vieler deutscher Rentner, teilweise, wie man hörte, den ganzen Tag mit Anwendungen ausgelastet.
Was ich persönlich jedoch nicht so ganz nachvollziehen kann, wie ich am Nebentisch persönlich verfolgen konnte, machen einige 10 Tage maximale Fastenkur / Wasserfasten, also nur Wasser und Brühe.
Gutes Essen, Gute Zeit
Na ja, da würde ich nicht in die Toskana fahren, oder noch besser an diesen Ort. Beim Bummeln habe ich mir nämlich die Speisekarten einiger Restaurants angeschaut, würde ich eindeutig Pici mit Wildschweinragout oder Tagliatelle mit Steinpilzen bevorzugen. Attenzione, regelmäßiges Fasten steht bei mir auch auf dem Plan, aber zu Hause, nicht in einer Gourmetregion wie der Toskana.
Wie auch immer, muss jeder selbst wissen, was er macht. Good Luck – Die Preise in den Enotecas sind super fair, also 5 Euro für ein richtig gutes Glas Wein, ob Bianco oder Rosso, das macht so schnell niemand nach.
Wenn ich die Kalkulationen inzwischen sehe und der Wein Glasweise sich bereits den 15 Euro nähert, wohlgemerkt oftmals Industrieware riesiger Weingüter und Abfüller.
Danach ging es in aller Ruhe ins sehr nah gelegene San Quirico d’Orcia, welches auf dem Weg ins benachbarte Montalcino liegt.
Montalcino zum Greifen nahe
Hier schauten wir uns kurz den schon früh am Morgen sehr gut besuchten Ortskern an, in dem wie in den meisten Dörfern typische toskanische Delikatessen nicht fehlen dürfen.
Beim Hochfahren, Montalcino liegt ja auf 580 Meter über dem Meeresspiegel, hielt ich für Fotos an. Oben im Kreisel angekommen, vor dem Castello suchten wir einen Parkplatz und fingen an, zu Fuß den kompletten Corso in Montalcino zu erkunden.
Dort, wo die Piazza ist, ein Stück weiter, kann man sich in einer Enoteca mit über 100 offenen Brunelli, Rosso di Montalcino usw. dem Entdecken dieser großen Weine hingeben. Hier gibt es keine Grenzen, denn auch die italienischen Ikonen der Weinszene wie Sassicaia, Massetto, Amarone kann man sich eigenständig ziehen.
Man bekommt eine Chipkarte in der Enoteca, diese ist bereits mit einem Betrag aufgeladen und wird nach Konsum abgerechnet.
Brunello Verkostung
Glasweise 50 ml pro Klick. Doch wer Lust hat, setzt sich draußen hin und macht eine der vielen diversen Verkostungen wie bei uns. Ein Rosso di Montalcino und 2 Brunelli inklusive Salami Schinkenplatte für 25 Euro.
Während man in der Sonne den Wein und Delikatessen genießt, kann man dem Treiben in der Fußgängerzone entspannt zuschauen und sehen, welches Potenzial Sangiovese Grosso entfaltet.
Montalcino ist so ganz anders als Montepulciano. Hier möchte ich sagen, dass mir persönlich Montepulciano wesentlich näher ist und mehr vermittelt als Montalcino.
Die lange Geschichte dieses mittelalterlichen Dorfes und auch, dass der Vino Nobile di Montepulciano der allererste DOCG-Wein Italiens war, im Jahr 1980 ernannt, sagt alles Unausgesprochene aus.
Danach, als es recht heiß war, die Sonne brannte, ging es zurück zum Auto. Die Tour ging weiter nach Buonconvento, einem weiteren mittelalterlichen Dorf, dessen Dorfkern mit einer Mauer der Festungsanlage umfasst ist. Auch hier wieder, Enotecas, Restaurants und viele toskanische Genüsse zu entdecken.
Viele Geschäfte führen für die Radrennfahrer Unmengen von Dingen, vermutlich weil wir hier an der L’Eroica Strecke liegen.
Radrennstrecke Eroica
Die Eroica ist eine alte Radrennstrecke, die noch heute aktiv genutzt wird von den vielen Radrennfahrern, wie man sehen konnte. Trikot im Original inklusive.
Anschließend, später Nachmittag, ging es zurück Richtung Montepulciano, da Andrea so gegen 17 Uhr in der Enoteca Contucci an der Piazza Grande auf uns wartete. Es sollten die anderen Weine verkostet werden, inkl. Vin Santo, einer meiner Favoriten.
Doch vor Montepulciano musste ich zu Bekannten, Caseificio Cugusi, die ganz sicher die Qualität vom Pecorino auf neue Maßstäbe gesetzt haben. Die Familie Cugusi kommt aus Sardinien und hat damals sogar die Ziegen und Schafe aus Sardinien mit nach Montepulciano übersiedelt.
Pecorino mit Trüffel
Dort musste ich mich mit einigen Sorten Pecorino eindecken, vor allem dem leckeren Halbgereiften mit Sommertrüffel und was nicht fehlen darf. Wildschweinesalami und ein Stück des Cinta Senese Schweines.
In Montepulciano haben wir dann die Verkostung in der Enoteca Contucci begonnen, es gab alle restlichen Weine, vom Vino Nobile di Montepulciano Classico bis zur finalen Riserva, Vin Santo inklusive.
Nach der Verkostung geht es noch auf eine individuelle Tour durch den Fasskeller mit den beeindruckenden großen Fässern und Flaschenlager. Hier bekommen wir von Andrea noch den geheimen Fluchtweg aus dem Mittelalter gezeigt. Dieser wurde genutzt, wenn die Stadt bei Belagerung verlassen werden musste.
Contucci Gemälde im Salon
Dann noch in den ersten Stock, in den Saal der Musik, Empfänge und Kultur. Der bekannte Künstlermaler Andrea Pozzo, der eigentlich nur seine Werke in direktem Bezug zur Kirche erstellte, machte hier um die 1700 eine große Ausnahme.
Er malte die Fresken im Salon von Contucci und wird auch in den Büchern über Pozzo ausführlich erwähnt. Diese Ausnahme kam zustande, da er oft als Gast in Montepulciano war.
Es nimmt einem den Atem, der Moment, in dem man den Fuß über die Schwelle setzt und diese Fresken in seiner Komplexität sieht.
Osteria del Conte
Wie können wir den Abend anders ausklingen lassen, als in meiner absoluten Lieblings- und Herzensosteria „Osteria del Conte“, direkt vor der Fortezza.
Andrea hatte uns freundlicherweise, einen Tisch bei Paolo, dem Inhaber, reserviert. Zum Glück, denn die Bude war voll und während unseres Genussaufenthaltes wurden die meisten Tische ein zweites Mal besetzt.
Hier kam ich an geschmolzenem Pecorinokäse mit Schinken und den absoluten leckersten Pici mit Entenragout nicht vorbei.
Günter meinte, heute muss es sein, sein erstes Bistecca Fiorentina kam zuerst roh an den Tisch, ganze 1,2 kg prachtvolles Chianina Rind. Dazu Salat und Rosmarinkartoffeln, und der Abend war komplett.
Pici, meine Lieblingsnudeln
Nach den Pici hätte ich schon aufhören können, aber so ist es halt, ab und an muss man sich für Genuss aufopfern, dem ultimativen kulinarischen Moment.
Auf dem Weg zum Palazzo Contucci kam es noch zu einem fast einstündigen Gespräch mit einem neuen Mitarbeiter bei Contucci, der Agronom (Landwirtschaft) studiert hat und das mit einem gemeinsamen Bekannten vom Etna, wie sich herausstellt.
Wie ich immer wieder sage und sehe, die Welt ist klein, sehr klein 😉 – So, morgen ist der letzte Tag der Reise und Umbrien, Montefalco höre ich schon rufen.
Text und alle Fotos von Peter Junker – Copyright 2025